Andreas Brunner macht sichtbar, was jahrhundertelang hinter den Fassaden der Stadt versteckt wurde. In seinen Stadtführungen durch Wien richtet er den Scheinwerfer auf das Leben von Lesben, Schwulen und Transpersonen. Ein Prisma aus Kristall, das das Licht der Geschichte in alle Farben des Spektrums aufbricht.

Das Leben und die Liebe

“Das Leben war vielleicht ein anderes. Aber das Lieben hat es immer gegeben.” Andreas Brunner kennt sich aus mit der LGBTIQ-Geschichte der Stadt. Seit fast 30 Jahren erforscht er die pinken Tupfer in Wiens Vergangenheit.

1993 ist er einer der Mitbegründer der LGBTIQ-Buchhandlung Löwenherz, 1996 einer der Initiatoren der Regenbogenparade. 2007 schließlich gründet Andreas gemeinsam mit Hannes Sulzenbacher Qwien – ein Forschungszentrum für queere Geschichte und Kultur.

Raus aus dem Haus

Archivarbeit, Forschungspapiere, historische Aufsätze – nicht genug für Andreas: “Es war immer unser Anliegen, dass wir hier nicht im Elfenbeinturm sitzen. Wir wollten mit dem Wissen immer nach außen gehen.” Stadtführungen sind für ihn das Mittel der Wahl. Der Historiker absolviert die staatliche Prüfung zum Fremdenführer. “Stadtverführer” nennt er sich selbst. 

Geschichte zum fühlen

In den Stadtführungen “Queer Vienna City Walk” spaziert Andreas zwei Stunden (meistens dauerts bissi länger) mit seinen Besucher durch Wien und seine Geschichte: Trauriges, Schockierendes, Lustiges und Lustiges von der Art, wo einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Die Anekdoten beginnen in der Habsburgerzeit – der jüngeren Bruder von Kaiser Franz Josef war schwul und kleidete sich gerne in Damengewänder – und enden Anfang der 2000er bei der Aufhebung des letzten Strafgesetzes gegen Homosexuelle. Die Spaziergänge durch die Stadt berühren.

Standort

Kommende Termine

Adresse

Große Neugasse 29

1040 Wien

Öffnungszeiten

Termine werden auf Facebook angekündigt.
Individuelle Führungen auf Anfrage.

Perrine Schober organisiert mit ihren Shades Tours Stadtführungen zu polarisierenden Themen: Armut & Obdachlosigkeit, Flucht & Integration und Sucht & Drogen. Betroffene selbst führen durch ihre Geschichte mit der Stadt.

Wer nicht wagt …

“Die Resonanz war: Du, das wird dir keiner abkaufen,” reagiert Perrine Schobers Umfeld auf ihre Idee. Sie möchte, dass Obdachlose Stadtführungen durch Wien leiten: “Das war mal eine Herausforderung. Sich das trotzdem anschauen zu wollen, auch wenn alle anderen nicht sonderlich davon überzeugt sind.” 2015 gründet sie Shades Tours und wird damit Österreichs erste Unternehmerin, die obdachlose Menschen einstellt. 

50 shades of truth

Perrine hat Tourismusmanagement studiert, sich auf Tourismus zur Bekämpfung von Armut spezialisiert. Den Anstoß für ihre Initiative erhält sie bei einem Gespräch mit einem Psychologenpärchen. Es ging um Krankheiten unserer Gesellschaft, darunter auch das Thema Polarisierung: “Dass wir viel lieber in ja/nein, schwarz/weiß, richtig/falsch einteilen möchten.”

Dagegen möchte Perrine mit ihren Shades Tours ankämpfen. Daher auch shades, also Schattierungen, im Namen. Sie stehen für die unterschiedlichen Facetten, die zwischen der einen Wahrheit, zwischen schwarz und weiß, liegen. 

Für beide Seiten

Die Stadtführungen dauern zwei Stunden, die Guides geben von ihrer Biografie nur so viel Preis, wie sie auch möchten. Mit Shades Tours möchte Perrine den Stadtführern Stabilität und Selbstwert geben. Aber vor allem auch den Teilnehmer*innen Bewusstsein für andere Wahrheiten und andere Lebensabläufe geben: “Und ich glaube, das ist etwas, das nie genug gelernt werden kann.”

Standort

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Kommende Termine

Adresse

Lindengasse 56

1070 Wien

Öffnungszeiten

Infos zu den Terminen auf der Homepage